Wir alle sind die Wirtschaft


    Kolumne


    Winston Churchill hat einmal gesagt: «Es gibt Leute, die halten den Unternehmer für einen räudigen Wolf, den man totschlagen müsse. Andere meinen, der Unternehmer sei eine Kuh, die man melken könne. Nur wenige sehen in ihm ein Pferd, das den Karren zieht.»

    Auch wenn diese Aussage viele Jahre alt ist, so ist sie heute wieder aktueller denn je. Insbesondere dem Schweizer Parlament ist Churchills Aussage offenbar nicht mehr geläufig. Die teilweise unternehmerfeindlichen Beschlüsse zeugen davon. Es wird reguliert, reglementiert, neue Gesetze werden erfunden. Frei nach dem Motto: Wir machen ein Gesetz und suchen anschliessend das Problem dazu. So wird den Schweizer Unternehmen zunehmend das Leben schwer gemacht. Das kostet Arbeitsplätze, die nicht einfach aus dem Nichts entstehen.

    (Bild: © Ehrbar Photography) Dr. Adrian Schoop ist Unternehmer und FDP-Grossrat.

    Die Wirtschaft steht schon länger im Kreuzfeuer der Kritik. Wer aber ist die Wirtschaft? Das sind wir alle! Arbeitnehmende, KMU, Familienunternehmen und Grossfirmen. Dieses Netzwerk und die Sozialpartnerschaft sind das Fundament für einen erfolgreichen Staat: Dank diesem System geht es den meisten Menschen in der Schweiz gut. Denn nur dank gesunden Unternehmen finden die Menschen eine Beschäftigung, erhalten einen Lohn und kann der soziale Frieden gewährleistet werden.

    Durch die vielen Wahlkampfveranstaltungen war ich in den letzten Wochen oft unterwegs, um mit der SP und den Grünen die Klingen zu kreuzen. Immer wieder begegnete mir der Vorwurf, wir Bürgerlichen seien nur für die Reichen da und – überspitzt formuliert – die Unternehmen seien des Teufels. Es wurde der Eindruck erweckt, dass Unternehmen einzig dazu da seien, um Arbeitnehmende auszubeuten. Unternehmerinnen und Unternehmer hätten nur das Ziel, sich zu Lasten der Angestellten bereichern zu wollen. Teilweise geht es heute gar so weit, dass man sich rechtfertigen muss, wenn man Unternehmer ist.

    Das einstige Selbstverständnis der Schweizerinnen und Schweizer lautete: «Geht es der Wirtschaft gut, geht es uns allen gut». Und das soll heute nicht mehr gelten? Man bekommt den Eindruck, dass Unternehmen mittlerweile gar in Sippenhaft genommen werden, weil gierige und inkompetente Bankenmanager ihr Unternehmen als Selbstbedienungsladen missbraucht haben. Notabene auf Kosten der Allgemeinheit, aber auch zum Schaden der vielen rechtschaffenen und guten Bankangestellten.

    Der Wahlkampf hat mir gezeigt: Das Verständnis über die Herkunft unseres Wohlstands existiert nicht mehr. Dabei muss alles Geld, das von der Politik ausgegeben wird, zuerst erarbeitet werden. Wir alle erwirtschaften das Geld, das insbesondere die Linken mit vollen Händen wieder ausgeben. Dasselbe beim Bund: Die Verwaltung wächst schneller als die Wirtschaft und die Bevölkerung. Beim Bund sind gegenwärtig rund 40’000 Personen beschäftigt. Als Grund für dieses unbändige Wachstum wird oft argumentiert, der Staat müsse immer mehr Dienstleistungen zum Wohle der Bevölkerung übernehmen. Das sagen aber genau jene politischen Kräfte, die solche unerwünschten Bemutterungsvorlagen am laufenden Band portieren und dank ungenügender Zusammenarbeit des bürgerlichen Lagers oftmals die absurdesten Forderungen durchbringen. Und hier schliesst sich der Kreis: Je mehr Menschen vom Staat profitieren, je häufiger und forscher werden die linken Forderungen. Schliesslich braucht jedes neue Verbot, jede neue Subvention, jedes neue Präventionsprogramm Personal. Steuerzahler und Stimmbürger sollten sich deshalb gut überlegen, wen sie wählen und wofür sie stimmen.

    Ich frage mich, wieso von linker Seite ständig gegen Unternehmen geschossen, gehetzt und versucht wird, diese zu schwächen. Gleichzeitig will mehr Geld umverteilt werden, obwohl das nur möglich ist, wenn die Wirtschaft funktioniert und Steuern bezahlt werden. Sozial ist doch, wer Arbeitsplätze schafft und nicht, wer mit Forderungen nach Quoten, mehr Bürokratie und neuen Steuern die Unternehmen schwächt. Das Grundmisstrauen gegenüber der Wirtschaft bzw. den Unternehmen wird den Jungen schon in den Schulen mitgegeben. Wieso? Wieso ist das Unternehmertum in der Gesellschaft ein negativ aufgeladener Begriff? Wieso werden Unternehmer als Abzocker bezeichnet? Warum wird wirtschaftlicher Erfolg und Arbeitsplätze als selbstverständlich angesehen? Zu viele nehmen den erschaffenen Wohlstand als garantiert und sind sich nicht bewusst, dass die älteren Generationen diesen hart erarbeiten mussten. Für viele ist das Unternehmertum etwas elitäres, dabei ist es genau das Gegenteil – jeder hat die Chance, aus einer Idee etwas Grossartiges zu machen. Denken Sie beim Wählen daran. Und halten es auch Sie wie Winston Churchill: spannen Sie Pferde an den Karren und nicht irgendwelche Kühe.

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