Viel Aargauer Innovationsgeist

    Das Hightech Zentrum Aargau zieht nach sieben Jahren eine erfreuliche Bilanz: Es hat mit Wissenstransfer und Know-how die Innovationskraft im exportorientierten Kanton Aargau massgeblich gefördert. Eine Topnote stellte auch Regierungsrat Urs Hofmann anlässlich des Jahresanlasses vom 18. August im Campussaal Brugg-Windisch dieser wichtigen Anlaufstelle aus, die KMU unkompliziert und praxisnah unterstützt: «2019 war ein gutes Jahr.»

    (Bild: zVg) «Innovation ist kein Selbstzweck»: Keynote-Speaker Prof. Dr. Crispino Bergamaschi, FHNW.

    «Das Hightech Zentrum Aargau (HTZ) hat sich nach sieben Jahren erfolgreich etabliert», eröffnete Regierungsrat Urs Hofmann zum letzten Mal den traditionellen Jahresanlass in Brugg-Windisch. Der Grossanlass wurde unter strengen Coronaregeln nicht wie gewohnt im Technopark Aargau, sondern im Campussaal durchgeführt. Der «Vater» des Hightech Zentrums Aargau blätterte in der Geschichte der nicht mehr wegzudenkende Anlaufstelle für KMU in Sachen Innovationsberatung zu ihrer Gründung zurück. Als Hofmann im April 2009 sein Amt antrat, befand sich auch die Schweizer Wirtschaft in einer schwierigen Phase. Viele Finanzinstitute befanden sich in einer Schieflage, die Industrieproduktion schrumpfte und die Eurokrise setzte die Exportwirtschaft zusätzlich unter Druck. «Wie immer in Zeiten der wirtschaftlichen Baisse und der Rezession», so erinnerte sich Hofmann, «wurden damals auch von der Aargauer Regierung geeignete Massnahmen zum Schutze unserer Unternehmen und der Arbeitsplätze gefordert». Der Regierungsrat präsentierte damals auch ein langfristig angelegtes Programm zur Stärkung der Innovationskraft im exportorientierten Kanton. Dazu gehörte die Idee zur Begründung eines Hightech Zentrums. Dieses sollte im Aargau Firmen mit guten Ideen und Bildungsinstitutionen mit entsprechendem Know-how zusammenbringen, um so neue Produkte oder Dienstleistungen auf die Sprünge zu helfen. Mittlerweile ist es ein wichtiges Element der Hightech-Strategie der Regierung, denn im In- und Ausland hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass die Zusammenarbeit zwischen Bildung und Forschung einerseits und den Unternehmen andererseits von zentraler Bedeutung ist. Hofmann ergänzte: «Es trägt dazu bei, dass die KMU aller Branchen bei ihren Innovationsvorhaben unkompliziert und praxisnah unterstützt werden.» Der Regierungsrat bedankte sich bei den Verantwortlichen für die geleistete, wertvolle Arbeit. Der Volkswirtschaftsdirektor tritt im Oktober für den Regierungsrat nicht mehr an. Anton Lauber, der Verwaltungsratspräsident des Hightech Zentrums Aargau, sprach der «Schlüsselfigur» Hofmann seinen Dank aus für die mehr als siebenjährige, gemeinsame «Reise».

    (Bild: zVg) Der geistige Vater des Hightrech Zentrums Aargau, Regierungsrats Urs Hofmann wird verabschiedet und geehrt: Anton Lauber, Dr. Urs Hofmann, Dr. Martin A. Bopp (v.l.n.r.).

    Dank Innovationen Wettbewerbsfähigkeit steigern
    Im Rückblick auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2019 sprach Dr. Martin A. Bopp, Geschäftsführer der Hightech Zentrum Aargau AG, von einem «sehr guten Jahr». Erneut sei es gelungen, die «Mission Innovation» zu erfüllen. Das Team der Technologie- und Innovationsexperten startete 349 neue Kundenprojekte, was eine Rekordmarke darstellt. 85 Projekte wurden gemeinsam mit einer Hochschule durchgeführt. Von den insgesamt über 350 Hochschulprojekten seit dem Start 2013 wurden 51 Prozent mit der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW umgesetzt, die andere Hälfte mit Hochschulen aus der ganzen Schweiz. Die traditionelle Kundenbefragung fiel für das HTZ erneut sehr positiv aus. Mehr als 90 Prozent der unterstützten Unternehmerinnen und Unternehmer würden das HTZ einer befreundeten Geschäftskollegin oder einem befreundeten Geschäftskollegen empfehlen. Zwei Drittel der Unternehmen erwarten, dass sie als Folge der mit dem HTZ realisierten Projekte neue Produkte oder Dienstleistungen entwickeln und ihre Konkurrenzfähigkeit steigern werden.

    «Aargau innovativ»
    Wie KMU’s ihre grosse Innovationskraft mit Unterstützung des HTZ in der Praxis umsetzen, dokumentieren drei illustrative Projektbeispiele:
    Stobag AG: Die Stobag AG aus Muri ist auf massgeschneiderte Sonnen- und Wetterschutzsysteme spezialisiert. Sie hat mit Inputs und Know-how des HTZ ihr erstes grosses Digitalisierungsprojekt umgesetzt: Die Entwicklung eines integrierten Tools für Online-Bestellungen durch den Fachhandel. Die Stobag konnte den Bestellprozess stark beschleunigen und baut damit ihre Position als Marktführer in der Schweiz weiter aus.
    Medicoat AG: Die Medicoat AG aus Mägenwil hat sich auf medizinische Beschichtungstechnologie spezialisiert. Sie beschichtet Knochenimplantate, baut Beschichtungsanlagen und produziert Beschichtungspulver. Im Rahmen eines Nano-Argovia-Projekts wurde ein innovativer, kostengünstiger Prozess zur keramischen Beschichtung von Titanimplantaten im Zahnbereich entwickelt.
    Die ABB Schweiz AG Traktion in Turgi: Auf der Grundlage einer Technologiestudie wurde am Standort Baden eine automatisierte Batterieproduktion gebaut. Im Zentrum stehen innovative Energiespeichersysteme für mobile Anwendungen wie beispielsweise Züge oder Elektrobusse. Ermöglicht wurde diese strategische Investition als Folge der Entwicklung eines Laserschweissverfahrens, das für ABB Neuland gewesen war. «Dank dem FHNW-Projekt wurden wir in die Welt des Laserschweissens eingeführt. Dieses Verfahren ist ein wichtiger Puzzlestein zu unseren Batteriemodulen. Mit solchen Innovationen können wir neue Märkte begehen und gleichzeitig Arbeitsplätze sichern», erklärte Bastian Wittwer, Senior Development Engineer bei der ABB Schweiz Traktion Turgi.

    Aargauer Innovationsförderung
    In seiner Keynote ging Prof. Dr. Crispino Bergamaschi, Direktionspräsident der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW, der Frage nach dem «Aargauer Rezept für eine erfolgreiche Innovationsförderung» nach. Das von ihm skizzierte Aargauer «Innovations-Ecosystem» besteht aus vier Elementen: Fachkräfte (FHNW, Paul Scherrer Institut PSI, Höhere Fachschulen), Beratung (Institutionen wie FITT, EU-Research, Hightech Zentrum Aargau, Park InnovAare), Förderinstrumente (Forschungsfonds Aargau, Nano-Argovia-Projekte, Machbarkeitsstudien des Hightech Zentrums Aargau, Stiftungen, Innosuisse, Nationalfonds, EU-Instrumente) und die spezifische Start-up-Förderung (Technopark Aargau, Swiss Challenge FHNW, Park InnovAare, genisuisse). Diesem Paket gelte es Sorge zu tragen, riet Bergamaschi. Letztlich aber brauche es eigenverantwortliche Unternehmen, die von beseelten Menschen angetrieben würden. «Innovation ist kein Selbstzweck», so Bergamaschi. «Wir benötigen die besten Köpfe aus dem In- und Ausland, um weiter an der Innovationsspitze mitzuhalten.»

    Corinne Remund


    Innovation für Aargauer KMU
    Das Hightech Zentrum Aargau ist DIE Anlaufstelle für KMU in Sachen Innovationsberatung. Egal ob Hersteller von Produkten, ob im Bereich Dienstleistungen, im Handel oder anderen Branchen tätig – das Hightech Zentrum Aargau berät, begleitet und unterstützt kleine und mittelgrosse Unternehmen im Kanton Aargau, damit diese sich weiterentwickeln und neue Ideen umsetzen können. Mit seiner «Mission Innovation» bietet das HTZ grosses Wissen und Erfahrung, ein breites Netzwerk sowie die nötige Förderung.

    www.hightechzentrum.ch

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